Winterruhe

(Hibernation)

 

Tipps zur Winterruhe (Hibernation) von Europäischen Landschildkröten:

Die Europäischen Landschildkröten gehören zu den Wechselwarmen Tieren bei denen die Licht und Wärme Verhältnisse eine sehr große Rolle spielen um ihren Stoffwechsel regulieren zu können.

Deshalb ist es besonders wichtig bei der Vorbereitung und Durchführung der Winterruhe auf einiges zu achten.

Wichtiges zur Durchführung der Winterruhe:

 

Jungtiere können im selben Behälter z.B. Holzkiste oder Kunststoffbox Überwintert werden. Größere Schildkröten brauchen entsprechen mehr Platz, weshalb ein eigener Behälter gebaut werden muss. Als Substrat verwendet man ein gut angefeuchtetes Erd (unbehandelte Gartenerde od. Maulwurfserde) Laubgemisch, Kokosfasersubstrat oder auch Rindenhumus. Das Substrat sollte eine Tiefe von ca. 10cm haben. Die Tiere werden auf das Substrat gesetzt und mit feuchtem Laub (optimal Buchenlaub) das 20cm hoch sein sollte abgedeckt. Durch die Feuchtigkeit (keine Nässe!) wird ein austrocknen und Gewichtsabnahme der Tiere verhindert. Der Behälter muss auf jeden Fall sicher vor Mäusen etc.  und auch Zugluft abgestellt werden, eine Abdeckung (Deckel) ist sehr zu empfehlen. Wichtig ist auch, das der Behälter Luft-durchlässig ist. Eine regelmäßige Temperatur-Kontolle ist auf jeden Fall zu empfehlen. Die Überwinterrungstemperatur liegt bei 4° C - 6° C.

In der Winterruhe verlieren die Schildkröten Gewicht (Feuchtigkeitsverlust) durch das Atmen. In dieser Zeit reduzieren die Tiere ihren Kreislauf auf bis zu einem Herzschlag in der Minute!

Deshalb bauen die Tiere auch keine Fettreserven ab, und nehmen in dieser Zeit kaum bis gar nicht ab, es kommt sogar vor, das manche Tiere minimal an Gewicht zulegen. Es gibt manche Halter, die behaupten das die Schildkröten nicht gebadet werden müssen, weil sie in der freien Natur auch nicht baden würden. Das ist so nur bedingt richtig.

In den Heimatbiotopen der Schildkröten regnet es im Herbst bei relativ warmen Temperaturen ziemlich häufig. Die Tiere können also sehr wohl noch Wasser aufnehmen, auch wenn sie vielleicht nicht baden (?) können. Was ich aber nicht ganz ausschliesen will, da sich ja auch Pfützen bilden können, und somit die Möglichkeit zum baden besteht.

Man kann selbst testen ob und wie die Schildkröten reagieren, wenn man die Tiere mit einem Sprüher/Bestäuber besprüht und somit den Regen simuliert. Die Reaktion der Tiere wird dann so sein, das sie die Feuchtigkeit suchen und auch schnell Harnsäure (weißer Schleim) absetzen. Die Tiere werden auch auch in der Regel die mit frischem Wasser gefüllte Wasserschale aufsuchen und ausgiebig trinken.

Richtig ist, das die Tiere während der Vorbereitungszeit an Gewicht verlieren, der Gewichtsverlust beträgt in der Regel ca. 10% ihres Gewichtes. Was auch logisch ist, da die Tiere durch die Leerung des Magen-Darmtraktes an gewicht verlieren.

In der Winterruhe sollten die Tiere kaum oder kein Gewicht verlieren, ist dies dennoch der Fall, kann es an der fehlenden Feuchtigkeit des Substrats liegen und es muss nach-gefeuchtet werden.

 

Winterruhe im Kühlschrank:

Landschildkröten (auch Wasserschildkröten) im Kühlschrank zu Überwintern ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Die Vorteile sind die gleichbleibende (stets Überwachen!) Temperatur und die konstante Luftfeuchtigkeit.          Die Schildkröten Überwintern in den selben Behältern wie bei der Keller-Überwinterung im Kühlschrank. Ein weinklima-Kühlschrank wäre in diesem Fall optimal, es kann auch ein ausgesonderter Kühlschrank sein. Ich habe mir dennoch extra einen neuen Kühlschrank gekauft, weil diese Sparsamer im Stromverbrauch sind. Der Kühlschrank wird ein bis zweimal in der Woche für ca. eine halbe Minute geöffnet um einen minimalen Luftaustausch zu gewährleisten.

Das Substrat (ca. 4 cm-10 cm hoch, je nach größe der Tiere)) wird gut befeuchtet (nicht nass), darauf werden die Tiere gesetzt. Danach wird die Box mit Laub, am besten eignet sich Buchenlaub aufgefüllt. Kein Eichenlaub vewenden, da es zu viel Gerbsäure enthält. Das Laub soll gut feucht sein, nicht nass. Wenn nötig, muss in laufe der Winterruhe Nachgefeuchtet werden. Um eine hohe Luftfeuchtigkeit zu erreichen, kann man einige offene Wasserflaschen in den Kühlschrank stellen. Es empfiehlt sich einen UT200 (Thermostat zur Heiz-und Kühlsteuerung) mit Temperaturfühler anzuschliesen.

 

Winterruhe im Freiland:

 

Bis auf Schlüpflinge überwintern meine Tiere im Freiland (Gewächshaus), da ich diese Methode für die Beste halte und dem natürlichen Verhalten der Landschildkröten am nächsten kommt. Die Tiere bereiten sich von alleine auf die kommende Winterruhe vor. Allerdings müssen die Vorrausetzungen gegeben sein. Deshalb ist eine Heizmöglichkeit unbedingt erforderlich. Ich verwende eine Gewächshausheizung, die Temperatur-abhängig gesteuert wird. So können sich die Schildkröten bis in den November im Gewächshaus zeitweise aufheizen. Die Temperatur überwache ich ganzjährig mittels Funksensoren, und kann so jederzeit bei Bedarf einschreiten.

Das Schlafhaus- Überwinterungsgrube das ich im Gewächshaus integriert habe hat folgende Maße: L: 150 cm B: 80 cm    T: 70 cm und ist massiv (Leistensteine) gebaut.

Wenn die Tiere dann einige Wochen nicht mehr zu sehen sind, wird die Überwinterungsgrube mit Stroh (ca. 30 cm) aufgefüllt und verschlossen. Bei Bedarf kann man mit Styrodurplatten isolieren.

Im März/April Wetterabhängig wird die Isolierung entfernt und der Ausgang wieder geöffnet, die Tiere kommen dann auch relativ schnell wieder an die Oberfäche (wo sie eingegraben waren) und sind im Frühbeet/Gewächshaus wieder zu sehen.


 

Winterruhe im Keller:

 

Der Gewölbekeller ist der ideale Keller um die Tiere bei dieser Methode zu überwintern. Doch nicht jeder hat einen Gewölbekeller, der Keller sollte idealerweise einen Naturboden haben und im Norden liegen. Denn dann sind gleichbleibende Temperaturen und auch eine hohe Luftfeuchtigkeit am besten gewährleistet. Heute sind jedoch die meisten Keller so gut isoliert, das eine Temperatur von unter 8° C kaum erreicht werden. Wenn Ihr Keller die vorrausetzungen nicht erfüllt, müssen Sie einen anderen Ort für die Überwinterung der Tiere suchen.  

Andere Orte für die Überwinterung sind noch eine frostfreie Garage oder auch ein Luftschacht.

 

 

Grundsätzlich gilt bei einer Artgerechten Haltung unserer Schildkröten:

• Die Tiere halten eine mehrmonatliche Winterruhe.

• Jungtiere halten bereits im 1. Lebensjahr eine Winterruhe.

• Die Voraussetzungen für die Winterruhe werden geschaffen.

Europäische Landschildkröten die eine Winterruhe brauchen:

► Griechische Landschildkröte

► Vierzehenschildkröte/Steppenschildkröte

► Breitrandschildkröte

► Maurische Landschildkröte- die meisten Unterarten

Dauer der Winterruhe:

• Schlüpflinge (Alter:bis 6 Monate): 8-10 Wochen im Kühlschrank.

• Semiadulte Tiere (Alter: 1 1/2 bis 2 1/2 Jahre): 3 Monate.

• Ältere Tiere von Thb und Tm: etwa 5 Monate.

• Ältere Tiere von Thh und Ah: 4 Monate.

 

Vorbereitung der Winterruhe für Schildkröten im Freigehege/Frühbeet oder Gewächshaus:

Jahreszeitlich bedingt verringert sich das Tageslicht und die Temperaturen, die Schildkröten bereiten sich selbstständig auf die kommende Winterruhe vor. Die Temperaturen sinken in der Nacht nun erheblich, jetzt können sich die Tiere auf die Gegebenheiten umstellen und stellen dann auch das Fressen ein.

Kommen die Schildkröten 1 Woche nicht mehr aus dem Schlafhaus (Unterschlupf), können sie in den Keller gebracht werden. Die Tiere die noch nicht richtig tief schlafen, können Sicherheithalber noch gebadet werden. Schildkröten die noch aktiv sind, dürfen noch nicht in die Winterruhe! In diesem Fall kann man die Tiere in einem 20 Minuten langem Bad mit lauwarmen Wasser zur zurüchgehaltenen Kotabgabe anregen.                                                                                         Die Tiere sollten aber noch einige Tage beobachtet werden.

Im Freigehege/Frühbeet oder Gewächshaus dauert die Vorbereitung mindestens 4 Wochen meist sogar länger, ohne dass uns diese Vorbereitung der Tiere bewußt auffällt. Wenn Nachtfrost angesagt ist, muss im Frühbeet/Gewächshaus geheizt werden. Ebenso, wenn das Frühbeet/Gewächshaus nicht durch Sonneneinstahlung für mindestens 2 Stunden  gut erwärmt wird.

Die Vorbereitung (auf die Winterruhe) der Schildkröten im Frühbeet oder Gewächshaus kommt der in der freien Natur am nächsten, und ist auch bei Jungtieren einer im Terrarium auf jeden Fall vorzuziehen!

 

Vorbereitung von Jungtieren im Innengehege oder Terrarium:

Vorbereitung auf die Winterruhe (Hibernation):

• Innerhalb von zwei Wochen wird die Dauer des künstlichen Sonnenlichtes auf 8 Stunden und danach auf                        

  5 Stunden reduziert.

• Steht das Innengehege oder Terrarium nicht an einem Fenster, wird die Beleuchtung alle 2-4 Tage in halbstündlichen 

  Schritten reduziert (von 12 auf 10, 8 Stunden).

• Durch die reduzierung der Beleuchtungsdauer, wird auch die Temperatur gesenkt.

• Das Substrat (Bodengrund) wird feucht (nicht nass) gehalten.

Man kann einige Blätter (Laub) einsträuen damit sich die Tiere an das Laub gewöhnen und sich auch darin vergraben können. Die Vorbereitungsphase dauert insgesamt etwa 4 Wochen.

Danach folgt die eigentliche Vorbereitung, die auch 4 Wochen daueren sollte. In ihrem natürlichen Habitat haben die Schildkröten eine lange Vorbereitungszeit, die wir ihnen auch in der Gefangenschaft bieten sollten.

 

Die direkte Vorbereitungsphase:


1. Woche:

Die künstliche Beleuchtung wird auf nur noch 4 Stunden am Tag (unter der Ersatzsonne/Wärme-Lampe dürfen noch ca. 30° C erreicht wrden) eingeschaltet. Die Grundhelligkeit (siehe oben) im Terrarium kann noch 8 Stunden am Tag betragen, damit die Schildkröten zwischen Tag/Nacht unterscheiden können. Die Nachttemperatur sollte jetzt unter 13° C liegen,       die Tagtemperatur sollte eine Grundtemperatur von ca. 20° C haben.

 

2. Woche:

Die Fütterung wird nun auch reduziert. Durch die Temperatur absenkung können sich die Tiere nun umstellen.                    Die Optimale Nachttemperatur liegt jetzt knapp unter 10° C. Können die Temperaturen nicht erreicht werden, müssen die Tiere in einen anderen Behältner (z.B. Holz oder Kunststoffkiste) umgesetzt werden oder in den Keller gebracht werden. Den nun "kalten" Nachttemperaturen sollten die Schildkröten mindestens 12 Stunden ausgesetzt sein. Am nächsten Morgen setzt man die Tiere wieder in das Terrarium. Diese Umstellungsphase/Vorbereitung auf die kommende Winterruhe löst einen hormonellen Vorgang bei den Tieren aus. Bei Schildkröten die im Freigehege/ Frühbeet oder Gewächshaus gehalten werden, stellen sich von selbst um.

3. Woche:                                                                                                                                                                            Die Fütterung wird jetzt ganz eingestellt, gleichzeitig wird die Temperatur weiter nach unten gefahren.                           Die Beleuchtungszeit wird nun nur noch auf 4 Stunden am Tag eingestellt. Die Ersatzsonne wird auf nur noch 2 Stunden eingeschaltet. Wichtig ist jetzt, das die Nachttemperatur weiter unter 10° C liegt.

4. Woche:                                                                                                                                                                            Die Schildkröten werden nun zweimal (je 15 Minuten) in lauwarmen Wasser in einem Abstand von 4 Tagen gebadet.        Durch das Baden werden die Tiere zur Darmentleerung animiert, das Ziel ist, das die Tiere mit fast leeren Darmtrakt in die Winterruhe gehen. Durch das Baden können die Schildkröten ihren Wasserhaushalt ausgleichen. Am Tag werden den Tieren weiter 4 Stunden Helligkeit und nur noch 2 Stunden Ersazsonne/Strahler geboten. Die Nachttemperatur bleibt weiter unter 10° C . Nachdem die Tiere keinen Kot mehr abgeben (darauf achten!) werden sie nach dem letzten Bad einige Stunden abgekühlt. Danach kommen die Tiere gleich in die Überwinterungsboxen, nach 2 Tagen werden sie dann in den kalten Keller oder in den Kühlschrank gebracht. Dort verbringen sie die Winterruhe bei 4° C bis 6° C (optimale Temperatur konstant 6° C. 

 

Ende der Wintteruhe:

Adulte Tiere:

Ende März wenn die Temperaturen wieder steigen, können die Schildkröten aus dem Winterquartier geholt werden. In den nächsten Tagen wird die Umgebungstemperatur langsam erhöht. Die Schildkröten werden nun wieder wach, nun werden die Tiere zur Kontolle gewogen. Optimal war die Winterruhe, wenn die Tiere kein Gewicht verloren haben. Sollten die Tiere dennoch an Gewicht verloren haben, sollte der Gewichtsverlust nicht höher als 5% sein. Dann ist alles noch im grünen Bereich. Bei höherem Gewichtsverlust muss die Winterruhe hinterfragt werden und verbessert werden.   

Die Schildkröten können jetzt in lauwarmen Wasser gebadet werden um einen eventuellen Wasserverlust wieder auszugleichen. Danach werden die Tiere in das Frühbeet gesetzt und Nahrung angeboten. Normalerweise nehmen die Schildkröten innerhalb von 2 Tagen wieder Nahrung zu sich.

Dieser Vorgang dauert im Gegensatz zur Vorbereitung der Winterruhe maximal eine Woche.

 

Jungtiere:

Die Box mit den Jungtieren wird aus dem Kühlschrank genommen (eine dünne Laubschicht entfernen) und einige Stunden im Keller bei Tageslicht und ca. 12° C gestellt. Nach einiger Zeit (2-3 Stunden) sind dann schon die ersten Tiere zu sehen.

Am nächsten Tag wird die Temperatur auf ca. 18° C erhöht (wenn dies im Keller nicht möglich ist, die Box in ein entsprechendes Zimmer stellen), im laufe des Tages sollten nun alle Tiere zu sehen sein.

Die Tiere werden nun in eine größere "Übergangsbox" gesetzt. Jetzt können die Tiere in lauwarmen Wasser gebadet werden, und in das schon vorbereitete Terrarium gesetzt werden.

Wenn am dritten Tag nicht alle Tiere "aufgetaucht" sind, werden diese (48 Stunden nach Kühlschrank-entnahme) aus der Überwinterungsbox ausgegraben. Danach wird wie beschrieben verfahren.

Bereits nach kurzer Zeit werden die ersten Jungtiere an das angebotene Futter gehen. Es kann aber dennoch sein, das die Futteraufnahme erst nach einigen Tagen erfolgt.

 

Der Frühling kommt, im Frühbeet steigen die Temperaturen und die Aklimatisierung läuft von allein. Wer sein Frühbeet mit der nötigen Technik (u.a. Heizung) ausgestattet hat ist nun im Vorteil. Die kalten Nachttemperaturen können dadurch abgemildert werden, die Schildkröten können jedoch Nachttemperaturen von 10° C vertragen.

Bei Schlechtwetterperioden kann mit der Heizung auch tagsüber eine angenehme Umgebungstemperatur im Frühbeet erzeugt werden. Dadurch bleiben die Schildkröten am Futter und in Bewegung. Da auch in den natürlichen Habitaten der Europäischen Landschildkröten wie z. B. in Griechenland Schlechtwetterperioden im Frühling (a.s.) vorkommen, können die Tiere damit umgehen und macht ihnen auch nichts aus.  

 

Im Terrarium (bei Jungtieren) darauf achten, das der Frühling und nicht Hochsommer simuliert wird!

Die Tiere sollen einige Wochen Zeit haben um sich umzustellen. Die Nachttemperaturen sollten bei 15° C liegen und am Tag sollte nicht länger als 12 Stunden "Sonne" (z.B. Fensterbank,Tageslicht) simuliert werden.

Die Ersatzsonne (Strahler) soll in der ersten Woche nur 3 Stunden eingeschaltet werden und dennoch eine Temperatur von 35° C erreichen. Man kann den Strahler auch einen Tag nicht einschalten um so einen schlechten (Regentag) zu simulieren. Die "Sonnenscheindauer" wird jede Woche um eine Stunde verlängert.

 

Freiland Überwinterung:

 

Bei der Freilandüberwinterung beenden die Tiere die Winterruhe selbständig, man braucht hier nicht einzuschreiten. Es wird bei entsprechender Witterung die Isolierung (der Wintergrube) entfernt und die Eingangstür geöffnet. Das Laub (event. auch Stroh) wird Schrittweise entfernt, ich entferne innerhalb von 2 Wochen das gesamte Laub und Stroh aus der Überwinterungsgrube. Sobald alle Tiere wieder "aufgetaucht" sind, werden sie kontrolliert und gewogen. Wasser/badeschale stehen bereit und Futter wird wieder angeboten.


 

 

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